Kryonik

Es fröstelt ein bisschen wenn man realisiert was mittlerweile Realität ist – die Idee den eigenen Körper einfrieren zu lassen, um diesen dann zu einem späteren Zeitpunkt der Geschichte der Menschheit wieder aufzutauen, ist nicht ganz neu und dürfte von den meisten wohl eher in den Zusammenhang mit Science-Fiction-Romanen gebracht werden.

Tatsächlich wird bereits seit den 70ern an der Umsetzung dieser Phantasie geforscht. Während die Deutsche Gesellschaft für Angewandte Biostase e.V. sich bislang darauf beschränkt, die Wissensvermittlung und Forschung auf dem Gebiet der Kryonik zu fördern, werden in den USA bereits knapp 300 eingefrorene Körper und Gehirne gelagert. Die Organisation Alcor Life Extension Foundation und das Cryonics Institute werden hierfür genau dann tätig, wenn es mit ihren Mitgliedern zu Ende geht: Voraussetzung für den Eingriff ist, dass der Patient rechtlich als Tod einzustufen ist, reanimierende Maßnahmen somit keine weitere Aussicht auf Erfolg haben. Um die Zerstörung der Zellen durch den natürlichen Zelltod zu verhindern, wird der Körper des Mitglieds künstlich am Leben erhalten bis dieser in geeigneter Umgebung auf meist ca. -196 °C runtergekühlt werden kann, da der Zersetzungsprozess bei diesen Temperaturen aufhört. Um eine gewebsschädigende Eiskristallbildung zu verhindern, wird vorab der Großteil der Körperflüssigkeiten durch konservierende Chemikalien ersetzt. Derart präpariert werden die Körper bzw. Gehirne so lange eingelagert, bis die Wissenschaft einen Stand erreicht hat, die Körper nicht nur wiederzubeleben, sondern gegebenenfalls Gewebeschäden zu regenerieren, Alterungsprozesse umzukehren und vorhandene, noch unheilbare Erkrankungen zu heilen.

Bislang ist der Konservierungsprozess jedoch irreversibel. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass bei Erhaltung des Gehirns auch nach Jahrzehnten die Erinnerungen sowie der Charakter der behandelten Person erhalten bleiben, was wissenschaftlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuweisen ist. Konkrete Erfolgsaussichten sind daher bislang nicht absehbar, die Betreiber äußerten selbst über das Verfahren, dass es sich eher um ein langfristiges Forschungsexperiment handele. Grundlage der Forschungen sind unter anderem erste Erfolge mit einzelnen wiederbelebten Zellteilen, einer nach Behandlung und Wiederbelebung erfolgreich transplantierten Tierniere und die Erfahrungen mit in der medizinischen Praxis durchgeführten Operationen bei deutlich verringerter Körpertemperatur des Patienten. Ab 200.000 Dollar kann man seinen Körper konservieren und lagern lassen und Teil dieser optimistischen Zukunftsforschung werden. Die einzige vergleichbare, außerhalb der USA tätige, Einrichtung KrioRus (Russland) kündigte im August letzten Jahres an, als neue Option für ihre Mitglieder anzubieten, die konservierten Körper zur Lagerung ins Weltall zu befördern. Inwieweit diese Idee bereits umgesetzt werden kann, äußerte KrioRus bislang jedoch nicht.

In medizinrechtlicher Hinsicht ergeben sich bei einer möglichen Wiederbelebung eine Fülle an juristischen Fragen, die weitestgehend gerichtlich unentschieden sind.

Medizinkanzlei Mohr Kryonik